Die Philosophie der "sicheren" SSL - Verbindung. Oder: Wenn der Postbote zweimal klingelt.

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Die Philosophie der "sicheren" SSL - Verbindung. Oder: Wenn der Postbote zweimal klingelt.

Guido Stepken

Die Philosophie der "sicheren" SSL - Verbindung. Oder: Wenn der Postbote zweimal klingelt.

Eines Vormittags nehme ich mir ein altes Buch aus meinem Regal, schreibe eine geheime Nachricht hinein. Ich bohre auf der zu öffnenden Seite links mittig ein Loch hinein. Durch dieses Loch stecke ich ein Vorhängeschloss, schliesse es ab, stecke den Schlüssel in meine Tasche. Der Postbote klingelt. Ich übergebe ihm das Buch mit dem Schloss und bitte ihn, es zu meinem Adressaten - ich nenne ihn mal Bert - zu bringen. Die Nachricht selber kann der Postbote nicht lesen, da er das Buch ja nicht öffnen kann. Zufrieden lehne ich mich zurück.

Tags darauf klingelt der Postbote bei Bert, überreicht ihm das mit dem Vorhängeschloss versehene Buch. Etwas verwundert fragt er den Postboten: "Was, kein Schlüssel dabei?" Der Postbote schüttelt mit dem Kopf.

Bert grübelt. Er bittet ihn, zu warten. Mit ernster Mine bohrt er rechts mittig - direkt neben meinem Loch - auch noch eines, steckt noch ein Schloss hinein, schliesst ab. Das Buch - nun mit zwei Vorhängeschlössern versehen - übergibt er dem ungläubig schauenden Postboten, mit der Bitte, es mir wieder zuzustellen.

Der Postbote kehrt wie gewöhnlich zu Mittag in einer Wirtschaft ein und erzählt allen die Geschichte von den zwei Bekloppten, die sich gegenseitig ein Buch *mit sogar zwei Vorhängeschlössern* zusenden und dafür sogar noch Porto bezahlen. Er kramt zum Beweis das Buch hervor. Alles lacht.

Gesättigt und guter Laune macht er sich wieder auf den Weg. Es klingelt. Der Postbote überreicht mir - immer noch sichtlich amüsiert - das Buch mit den zwei Vorhängeschlössern. Ich bedanke mich höflich bei ihm, entferne vor seinen Augen mein Vorhängeschloss, und bitte ihn, es Bert wieder zuzustellen.

Kopfschüttelnd läuft er los, klingelt bei Bert. Bert nimmt das Buch freundlich entgegen. "Wieder leider kein Schlüssel dabei!", meint der Postbote grinsend zu Bert.

"Ich brauche doch gar keinen Schlüssel" sagt Bert lächelnd, greift in seine Hosentasche und öffnet das Buch, direkt vor den Augen des verwunderten Postboten.

Have fun!

_*Was nicht auf einer einzigen Manuskriptseite zusammengefasst werden kann, ist weder durchdacht noch entscheidungsreif. (Dwight David Eisenhower)*_

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Re: Die Philosophie der "sicheren" SSL - Verbindung. Oder: Wenn der Postbote zweimal klingelt.

pintman
Eine sehr tolle Analogie.Danke für den schönen Text. Gibt es den auch irgendwo online zum Verlinken?


Am 31. März 2013 15:03 schrieb Guido Stepken <[hidden email]>:

Die Philosophie der "sicheren" SSL - Verbindung. Oder: Wenn der Postbote zweimal klingelt.

Eines Vormittags nehme ich mir ein altes Buch aus meinem Regal, schreibe eine geheime Nachricht hinein. Ich bohre auf der zu öffnenden Seite links mittig ein Loch hinein. Durch dieses Loch stecke ich ein Vorhängeschloss, schliesse es ab, stecke den Schlüssel in meine Tasche. Der Postbote klingelt. Ich übergebe ihm das Buch mit dem Schloss und bitte ihn, es zu meinem Adressaten - ich nenne ihn mal Bert - zu bringen. Die Nachricht selber kann der Postbote nicht lesen, da er das Buch ja nicht öffnen kann. Zufrieden lehne ich mich zurück.

Tags darauf klingelt der Postbote bei Bert, überreicht ihm das mit dem Vorhängeschloss versehene Buch. Etwas verwundert fragt er den Postboten: "Was, kein Schlüssel dabei?" Der Postbote schüttelt mit dem Kopf.

Bert grübelt. Er bittet ihn, zu warten. Mit ernster Mine bohrt er rechts mittig - direkt neben meinem Loch - auch noch eines, steckt noch ein Schloss hinein, schliesst ab. Das Buch - nun mit zwei Vorhängeschlössern versehen - übergibt er dem ungläubig schauenden Postboten, mit der Bitte, es mir wieder zuzustellen.

Der Postbote kehrt wie gewöhnlich zu Mittag in einer Wirtschaft ein und erzählt allen die Geschichte von den zwei Bekloppten, die sich gegenseitig ein Buch *mit sogar zwei Vorhängeschlössern* zusenden und dafür sogar noch Porto bezahlen. Er kramt zum Beweis das Buch hervor. Alles lacht.

Gesättigt und guter Laune macht er sich wieder auf den Weg. Es klingelt. Der Postbote überreicht mir - immer noch sichtlich amüsiert - das Buch mit den zwei Vorhängeschlössern. Ich bedanke mich höflich bei ihm, entferne vor seinen Augen mein Vorhängeschloss, und bitte ihn, es Bert wieder zuzustellen.

Kopfschüttelnd läuft er los, klingelt bei Bert. Bert nimmt das Buch freundlich entgegen. "Wieder leider kein Schlüssel dabei!", meint der Postbote grinsend zu Bert.

"Ich brauche doch gar keinen Schlüssel" sagt Bert lächelnd, greift in seine Hosentasche und öffnet das Buch, direkt vor den Augen des verwunderten Postboten.

Have fun!

_*Was nicht auf einer einzigen Manuskriptseite zusammengefasst werden kann, ist weder durchdacht noch entscheidungsreif. (Dwight David Eisenhower)*_




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Schöne Grüße,
Marco Bakera.
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Re: Die Philosophie der "sicheren" SSL - Verbindung. Oder: Wenn der Postbote zweimal klingelt.

pintman
Ich habe gesehen, dass du den Text auch bei Google+ veröffentlicht hast. Damit hat sich meine Frage also erledigt. :)

https://plus.google.com/100130971560879475093/posts/VtEMnhKu3Ck


Am 31. März 2013 23:06 schrieb Marco Bakera <[hidden email]>:
Eine sehr tolle Analogie.Danke für den schönen Text. Gibt es den auch irgendwo online zum Verlinken?


Am 31. März 2013 15:03 schrieb Guido Stepken <[hidden email]>:

Die Philosophie der "sicheren" SSL - Verbindung. Oder: Wenn der Postbote zweimal klingelt.

Eines Vormittags nehme ich mir ein altes Buch aus meinem Regal, schreibe eine geheime Nachricht hinein. Ich bohre auf der zu öffnenden Seite links mittig ein Loch hinein. Durch dieses Loch stecke ich ein Vorhängeschloss, schliesse es ab, stecke den Schlüssel in meine Tasche. Der Postbote klingelt. Ich übergebe ihm das Buch mit dem Schloss und bitte ihn, es zu meinem Adressaten - ich nenne ihn mal Bert - zu bringen. Die Nachricht selber kann der Postbote nicht lesen, da er das Buch ja nicht öffnen kann. Zufrieden lehne ich mich zurück.

Tags darauf klingelt der Postbote bei Bert, überreicht ihm das mit dem Vorhängeschloss versehene Buch. Etwas verwundert fragt er den Postboten: "Was, kein Schlüssel dabei?" Der Postbote schüttelt mit dem Kopf.

Bert grübelt. Er bittet ihn, zu warten. Mit ernster Mine bohrt er rechts mittig - direkt neben meinem Loch - auch noch eines, steckt noch ein Schloss hinein, schliesst ab. Das Buch - nun mit zwei Vorhängeschlössern versehen - übergibt er dem ungläubig schauenden Postboten, mit der Bitte, es mir wieder zuzustellen.

Der Postbote kehrt wie gewöhnlich zu Mittag in einer Wirtschaft ein und erzählt allen die Geschichte von den zwei Bekloppten, die sich gegenseitig ein Buch *mit sogar zwei Vorhängeschlössern* zusenden und dafür sogar noch Porto bezahlen. Er kramt zum Beweis das Buch hervor. Alles lacht.

Gesättigt und guter Laune macht er sich wieder auf den Weg. Es klingelt. Der Postbote überreicht mir - immer noch sichtlich amüsiert - das Buch mit den zwei Vorhängeschlössern. Ich bedanke mich höflich bei ihm, entferne vor seinen Augen mein Vorhängeschloss, und bitte ihn, es Bert wieder zuzustellen.

Kopfschüttelnd läuft er los, klingelt bei Bert. Bert nimmt das Buch freundlich entgegen. "Wieder leider kein Schlüssel dabei!", meint der Postbote grinsend zu Bert.

"Ich brauche doch gar keinen Schlüssel" sagt Bert lächelnd, greift in seine Hosentasche und öffnet das Buch, direkt vor den Augen des verwunderten Postboten.

Have fun!

_*Was nicht auf einer einzigen Manuskriptseite zusammengefasst werden kann, ist weder durchdacht noch entscheidungsreif. (Dwight David Eisenhower)*_




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Schöne Grüße,
Marco Bakera.



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Schöne Grüße,
Marco Bakera.