Liebe Squeaker,
heute habe ich mal meine Squeak-Dinge aufgeräumt und bin dabei auch auf meine Notizen zu den Vorträgen beim Squeak-Treffen im Juni in Potsdam am HPI gestoßen. Rüdeger Baumann hatte ja schon vor Monaten vorgeschlagen, auch auf der Webseite die Vorträge und sonstige Vereinsaktivitäten darzustellen. Meine Notizen sind leider etwas kryptisch, aber vielleicht fällt Euch ja noch mehr ein: Esther Mietzsch: Etoys in der Grundschule /*da schreibe ich noch mehr zu! Stephanie Platz, Philipp Tessenow: Phidget Labs /*??? Bert Freudenberg: Squeak auf dem iPad; Scratch auf dem XO Scratch auf dem XO sieht nicht aus wie Sugar, sondern wie Scratch Die Realisierung der rechten Maustaste auf einem Tablet, bzw. Multi-Touch- Screen ist noch unklar Pascal Vollmer: Simulation und Realisierung eines "Balls" als Abschluss eines Programmierkurses in der Schule /*? genauer Titel, Details Robert Krah: Lively Kernel /*??? Jens Mönig: BYOB Build your own blocks byob.berkeley.edu "Scratch without ceiling" functional programming Blöcke bauen, Parameter übergeben, Rekursion /* da hatte ja Guido neulich in einer Mail noch mal was zu geschrieben, das kann man verwenden. Frank Lesser: Fully compiled Smalltalk-System. Ihr seht, ich habe wirklich nur sehr wenig. Über die Aktivitäten am Sonntag habe ich gar keine Notizen. Bitte ergänzt, was Euch noch einfällt. Für jegliche Hilfe bin ich sehr dankbar. Wenigstens ist das offizielle Vereinssitzungsprotokoll damals zeitnah fertig geworden. Bis dann Esther |
Nachdem Enrico Schwass, der neue Vereinsvorsitzende, in seiner kurzen Amtszeit schon bedeutende Dinge initiiert hat („Eulerprobleme gelöst“, „Smalltalk-Idiome“), ist nun auch Esther Mietzsch aktiv geworden, um durch einen lebendigen Bericht über das Squeak-Wochenende (in Potsdam) den Internet-Auftritt des Vereins auch für Außenstehende interessanter und damit den Verein selbst attraktiver zu machen.
Die Vortragsreihe eröffnete sie selbst mit „Computerspiele selbstgemacht“. Esther war die einzige, die den Mut hatte, sich der deutschen Sprache zu bedienen, während alle anderen – mehr oder weniger gekonnt – Englisch radebrechten. Warum eigentlich? Bild 1: Förderverein Hinkelstein in Aktion (Esther Mietzsch). Es schlossen sich Stefanie Platz, Philipp Tessenow mit einer Vorstellung sogenannter Phidgets an. Es geht ihnen dabei um reale, nicht nur um (wie sonst in Etoys) virtuelle Objekte. Ihr Motto lautet: „Objekte verstehen – nicht löten!“ Bild 2: Mit spitzen Fingern auf dem i-Pad (Bert Freudenberg). Nun hatte Bert Freudenberg seinen Auftritt, der über neuere Aktivitäten in Squeakland berichtete, wo man Etoys wieder näher an Squeak heranführen wolle. Auch die Pharo-Leute sollen herangeholt werden; es sei nicht sinnvoll, getrennt zu verfahren. Pascal Vollmer zeigte an einem Unterrichtsbeispiel zur Mechatronik (Zusammenwirken von Squeak mit SciLab) die Programmierung eines ballartigen Roboters. Bild 3: Will er oder will er nicht? (Pascal Vollmer). Über einen LivelyKernel verbreiteten sich Jens Linke und Robert Krahn; ihr Motto lautete (frei nach Seymour Papert): „Hard fun with Smalltalk!“. Jens Mönig stellte sein BYOP-System („Buy Your Own Pet“) vor. Statt Skripten, Funktionen oder Prozeduren soll es jetzt nur noch Blöcke geben. Mönig möchte mit dem von ihm propagierten visuellen Programmiersystem die herkömmlichen Programmiersprachen ablösen und aus dem Informatikunterricht vertreiben. (Diese Radikalkur werden ihm die Informatik-Lehrer jedoch nicht abnehmen – schon deshalb nicht, weil ein rein grafisches System den bildenden Wert von Sprache leugnet. Informatik ist kein Nitendospiel. Schülerinnen und weibliche Studierende, die bekanntlich eher sprachliche Stärken haben, werden sich querstellen, denn BYOP begünstigt die Schreibfaulen und Analphabeten, es redet einer typisch männlichen Fummel-Informatik das Wort.) Schließlich stellte Frank Lesser mit VisionSm ein vollständig kompiliertes Smalltalk-System vor. Vor, zwischen und nach den Vorträgen traf man sich zum zwanglosen Fachsimpeln. Als „Smalltalk-Urgestein“ Dan Ingalls (samt Gattin) eintraf, herrschte Feiertags-Stimmung. Mit innigen Umarmungen begrüßte sich die Familie. (Für Besucher dieser Webseite: „Wenn Alan Kay Smalltalks Vater ist, ist Ingalls seine Mutter“, heißt es. Das bedeutet: Kay hatte die großen Ideen, Ingalls machte die Knochenarbeit, er trug das Kindlein aus. Übrigens geht auf ihn als passionierten Jules-Verne-Leser die Ballon-Metapher von Smalltalk zurück.) Bild 4: Beim Fachgespräch mit prominentem Besucher (Mönig, Stepken, Ingalls). Im Potsdamer Prominenten-Lokal traf man sich abends zum Wildschwein-Essen. Bild 5: Dan und John in charmanter Umgebung (Fam. Ingalls, Rita, O’Keefe). Der Sonntag (6. Juni 20109) war Vereinsangelegenheiten gewidmet, wurde aber durch Anwesenheit der jungen Squeak-Generation belebt. Bild 6: Die junge Squeak-Generation sitzt in den Startlöchern (Fam. Mietzsch). Was die Übersetzung betrifft, wurde vorgeschlagen, von der französischen Übersetzung die Punktnotation zu übernehmen, da das englische Genitiv-S im Deutschen zu sprachlich unschönen oder sogar fehlerhaften Ausdrücken führt (Beispiel: Rita’s ist Maus darüber“). Bild 7: Was Scratch kann, können wir schon lange (Esther jun.). |
Ein paar Richtigstellungen: > > Jens Mönig stellte sein BYOP-System („Buy Your Own Pet“) vor. Das war BYOB und bedeutet "Build Your Own Blocks". > Statt > Skripten, Funktionen oder Prozeduren soll es jetzt nur noch Blöcke geben. > Mönig möchte mit dem von ihm propagierten visuellen Programmiersystem die > herkömmlichen Programmiersprachen ablösen und aus dem Informatikunterricht > vertreiben. (Diese Radikalkur werden ihm die Informatik-Lehrer jedoch nicht > abnehmen – schon deshalb nicht, weil ein rein grafisches System den > bildenden Wert von Sprache leugnet. Informatik ist kein Nitendospiel. > Schülerinnen und weibliche Studierende, die bekanntlich eher sprachliche > Stärken haben, werden sich querstellen, denn BYOP begünstigt die > Schreibfaulen und Analphabeten, es redet einer typisch männlichen > Fummel-Informatik das Wort.) Die Informatiklehrer der Uni Berkeley (und zwar die, die nicht c.s. Studierende unterrichten) mögen Dir als Gegenbeispiel dienen: http://inst.eecs.berkeley.edu/~cs10/fa10/ Und grade Schülerinnen und weibliche Studierende schätzen meiner Meinung nach ein gewisses Mass an Geschlossenheit und Stringenz. Eben nicht "von Hölzchen auf Stöckchen" kommen können, und das ist zumindest mit Scratch eher der Fall als mit einem hybriden Etoys / Smalltalk-System. Die zusätzliche Komplexität von BYOB erlaubt aber einen sehr wohl definierte Erweiterung der Möglichkeiten, die sich gut und eben stringent in das restliche System integriert. Um Blöcke zusammenzustellen, muss man lesen, und um neue Blöcke zu benennen, auch schreiben können. Von daher ist "normales" Programmieren auch nichts anderes. Auch könntest Du mit dem Argument der "Schreibfaulen und Analphabeten" behaupten, dass die Kommandozeile eher was für Mädchen und Klicki-Bunti-Oberflächen für die schreibfaulen Jungs wäre. Gruss Markus |
In reply to this post by R. Baumann
On Thu, 2 Dec 2010, R. Baumann wrote:
> Was die Übersetzung betrifft, wurde vorgeschlagen, von der französischen > Übersetzung die Punktnotation zu übernehmen, da das englische Genitiv-S im > Deutschen zu sprachlich unschönen oder sogar fehlerhaften Ausdrücken führt > (Beispiel: Rita’s ist Maus darüber“). Vorgeschlagen, diskutiert oder befürwortet? Ich selber bin eher nicht dafür. Erstens, weil es in Smalltalk auch keine Punktnotation gibt, und zweitens, weil sich dann die Frage stellt, warum man nicht prinzipiell für alles die Punktnotation benutzt. Ein drittes Argument wäre, daß es im Englischen genauso falsch bis wenig sinnvoll ist. In meinen Augen liegt die Lösung zu diesem Dilemma nicht in der Übersetzung, sondern in der Programmierung: Konkret sind die einzigen Kacheln, bei denen das zu echten sprachlichen Verrenkungen führt, Variablen mit booleschen Werten, die typischerweise "ist..." oder "hat..." heißen. Hier ist ein voranstehender Genitiv in jeder Sprache falsch. So gesehen fände ich es sinnvoll, wenn die zugehörige Objektkachel bei booleschen Werten auf ihre 'is possessive'-Eigenschaft verzichten würde. Der Rest ist das Problem, daß es im Deutschen verschiedene Genitivendungen gibt. Dieses Problem hat das Englische aber auch - nur in geringerem Maße. Aber auch dort gibt es Wörter, die von Haus aus auf -s enden. Etoys ist in meinen Augen nicht in erster Linie ein Werkzeug für den Informatikunterricht nach deutschem Lehrplan, sondern ein Werkzeug für Kinder, um damit Ideen umzusetzen. Von daher halte ich es für angebracht, sprachlich einigermaßen nah an einer Alltagssprache zu bleiben. Und da sind mir falsche Genitive lieber als (aus Kindersicht eher seltsame) künstliche Konstrukte wie ein Punkt mitten zwischen Wörtern, die doch zusammengehören. Markus |
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