Schulen

Liebe Liste,
danke für die freundlichen Antworten.
Eine Zugang zu Wiki habe ich schon. In den Frühjahrsferien werden ich
auch die ersten Informationen einstellen.

Gibt es einen Überblick darüber, an welchen Schulen in Deutschland
Squeak eingesetzt wird?

Gruß
Tammo Ricklefs

Tammo Ricklefs wrote:

> Gibt es einen Überblick darüber, an welchen Schulen in Deutschland
> Squeak eingesetzt wird?

Tammo Ricklefs wrote:

 > Liebe Liste,
 > danke für die freundlichen Antworten.
 > Gibt es einen Überblick darüber, an welchen Schulen in Deutschland
Squeak eingesetzt wird?
 >

Hallo,

ich habe es versuchsweise im letzten Halbjahr in einem 12er GK
eingesetzt. Die Schüler kannten aus der 11 nur Pascal/Delphi mit
prozeduraler Denkweise. Der Lehrplan will, dass sie ein anderes
Paradigma kennenlernen und für einen Crashkurs "Objekte" schien mir
Smalltalk sehr geeignet. EToys habe ich nicht benutzt.

Squeak ist, wenn man sich etwas eingearbeitet hat, selbst für
Nichtinformatiker wie mich ein tolles Werk- und Lernzeug. Obwohl ich
keine Ahnung von Netzwerkprogrammierung hatte, konnte ich (Laie) mit der
Socket-Klasse durch Versuch und Irrtum (Inspektoren sind cool) einen
spartanischen Chatserver bauen.

Ob ich meine Arbeitsblätter aber noch mal einsetzen kann ist ungewiss,
weil mit dem kommenden neu eingeführten Zentralabitur in NRW alles auf
Delphi oder Java zuläuft. Meine persönlichen Vorlieben spielen da in
Zukunft weniger eine Rolle (sie liegen eindeutig eher bei schnellen
interpretierten Sprachen wie Python oder Smalltalk).

Schöne Grüße,

Christian

Hallo Christian,

In Hamburg steht die OO an erster Stelle. Wir haben uns hier für BlueJ
und Java entschieden, aus heutiger Sicht würde ich Smalltalk und Squeak
empfehlen. Dies lässt sich aber so einfach nicht umstellen. Im vierten
Semester kann man sich hier aber frei entschieden, ein mögliches Thema
ist Simulation. Dafür setze ich jetzt mit Squeak ein. EToys als
Oberfläche, aber auch Smalltalk Programmierung.

> Ob ich meine Arbeitsblätter aber noch mal einsetzen kann ist ungewiss,
> weil mit dem kommenden neu eingeführten Zentralabitur in NRW alles auf
> Delphi oder Java zuläuft. Meine persönlichen Vorlieben spielen da in
> Zukunft weniger eine Rolle (sie liegen eindeutig eher bei schnellen
> interpretierten Sprachen wie Python oder Smalltalk).

Mir geht es vorrangig um Konzepte und hier hat Smalltalk den Vorteil,
es ist nach meinem ersten Eindruck konsequent.

Squeak halte ich aber in anderer Hinsicht für viel wichtiger, nur da
fangen die Probleme an. Ich kann aber noch nicht erkennen, was der
Grund ist.

Ich möchte Squeak gern als Werkzeug im normalen Unterricht nutzen.
Wichtig ist hier die Unterrichtsmethodik, so wie sie beispielsweise im
"selbst organisierten Lernen"
http://www.sol-mlf.de/
beschrieben ist. Ich benötige Werkzeuge, die ein gemeinsames Arbeiten
unterstützen.
Im Unterricht nutzen meine Schüler neben den vorhandenen File-Server
beispielsweise ein Wiki, iChat und SubEthaEdit. So können sie sich
schnell austauschen. Dies läuft inzwischen unter MacOS X sehr stabil,
man hat kaum mehr Kompatibilitätsprobleme.

Hier bietet Squeak sehr viel und mit Croquet sollte es noch sehr viel
besser werden.

Das zweite sind die Dinge, die beispielsweise auf der DVD gezeigt
werden, also ein experimenteller schülerzentrierter Unterricht.

Das Problem sind fehlende Anleitungen und die enthaltenen Fehler.
Auch Squeak muss man lernen.
Es gibt aber kaum Anleitungen, wie man die Squeak-Möglichkeiten richtig
nutzt und es gibt noch viele Fehler. So beschäftigt sich das System nur
noch mit sich selbst, wenn ich und den Teamwerkzeugen mit Listener und
Badge arbeite. Klicke ich im Badge auf das "T" so bekomme ich eine
MessageNotUnderstood MorphicUnknownEvent Fehlermeldung und damit kann
man Squeak nur noch ausschalten. Ist dies eine Problem meines
Schulsystems oder ein Squeak-Problem?

Es gibt relativ viele Beispiele, leider funktionieren viele Beispiele
nicht. Ein Grund scheint zu sein, dass es sehr starke Veränderungen
zwischen den Squeak-Versionen gibt, die ich noch nicht überblicke. Wenn
ich es richtig verstanden habe wird daran gearbeitet, dass Squeak einen
Kern bekommt und der Rest über Plugins ergänzt wird. Dies bedeute aber,
dass es starke Veränderungen geben muss.
Der Ansatz ist sicher richtig, aber als Baustelle ist Squeak kaum für
Fortbildungen geeignet.
Dann muss man vielleicht noch warten, bis es Squeak 4.0 oder 5.0 gibt.

Im LK kann ich mit dem jetzigen Squeak-System gut leben, aber was ist
mit dem sonstigen Unterricht. Dort halte ich Squeak für wichtiger.

Aus diesem Grund wäre ich an einem Austausch mit Kollegen interessiert.

Gruß
Tammo

"Tammo Ricklefs" <[hidden email]> schrieb


> Das Problem sind fehlende Anleitungen und die enthaltenen Fehler.
> Auch Squeak muss man lernen.

>  So beschäftigt sich das System nur
> noch mit sich selbst, wenn ich und den Teamwerkzeugen mit Listener und
> Badge arbeite. Klicke ich im Badge auf das "T" so bekomme ich eine
> MessageNotUnderstood MorphicUnknownEvent Fehlermeldung und
> damit kann man Squeak nur noch ausschalten.
Leider ist das richtig. Allerdings steht in der Datei SqueakDebug.log
ein Hinweis, der weiterführt. Hier ist etwas ganz Einfaches passiert;
in RemoteHandMorph>>transmitEvent:

steht der Ausdruck:

 firstEvt :=MorphicUnknownEvent
                            type: #worldBounds
                            argument: self worldBounds extent.

wo es richtig heißen müsste

 firstEvt :=MorphicUnknownEvent new
                            setType: #worldBounds
                            argument: self worldBounds extent.


Als Anlage finden Sie einen fix, der Ihnen ein Stück weiterhelfen
kann. Squeak bleibt aber nach meinem Eindruck immer noch hängen,
wenn der Rechner, dessen IP-Adresse im Badge angegeben ist, nicht
antwortet.

Für solche Probleme ist diese Liste nach meinem Eindruck zu klein.
Wenn Sie das mit einer ausführlichen Schilderung des Problems
bei squeak-dev
(http://lists.squeakfoundation.org/listinfo/squeak-dev)
 abgeben, sind Ihre Chancen, Hilfe zu erhalten
viel größer. (Von den amerikanischen Squeakern liest praktisch
keiner squeak-ev  :-)  ) Außerdem haben Fixes, die über
squeak-dev bekannt gemacht werden, eine wenn auch kleine
Chance, ins Basis image übernommen zu werden.

> Ist dies eine Problem meines Schulsystems oder ein Squeak-Problem?
Ich konnte dieses Problem mit einem Windows-Rechner bestätigen
und denke, dass das nicht mit Ihrem Schulsystem zu tun hat.

> Es gibt relativ viele Beispiele, leider funktionieren viele Beispiele
> nicht. Ein Grund scheint zu sein, dass es sehr starke Veränderungen
> zwischen den Squeak-Versionen gibt, die ich noch nicht überblicke.

* Der leidgeprüfte Squeaker beginnt seine Problemberichte an die
Liste squeak-dev immer so:

  This bug report is for Squeak x.y, latest update #zzzz

Das hilft allen, vor allem aber denen, die durchaus bereit sind,
ausreichend detaillierte Fehlermeldungen zu bearbeiten.

Was für x, y, zzzz einzusetzen ist, erfährt man aus der
Menüfolge
   help -> about this system


* Der kooperative Squeaker schreibt zu seinen Beispielen und
Projekten dazu, für welche Version von Squeak sie passen
und welche zusätzlichen Pakete ggf. zu laden sind, bevor
ein Projekt geladen werden kann.
Wo diese Informationen fehlen, kann man folgendes tun:

1. Versuchen, ein Projekt (oder ein change set, *.sar oder *.mcz)
in frühere Versionen von Squeak zu laden.

2. *.sar Dateien und *.mcz Dateien in *.zip umbenennen
(jawohl, das geht, es ist das gleiche Spiel wie bei *.jar und
*.sxw), mit einem Programm wie WinZip öffnen und in den
*.cs oder *.st Dateien lesen. In *.cs-Dateien hat man
oft eine Versionsangabe, bei *.st-Dateien sieht man
wenigstens, welche Klassen ins image geladen werden und
für welche Klassen nur Methoden dazugeladen werden.
Wenn eine Klasse, für die in einer Datei nur Methoden stehen,
im Image fehlt, hat man natürlich ein Problem.

3. Auf squeak-dev fragen, am besten mit Schilderung aller
aus erfolglosen und erfolgreichen Versuchen gewonnenen
Einsichten.



> Wenn  ich es richtig verstanden habe wird daran gearbeitet, dass Squeak
> einen Kern bekommt und der Rest über Plugins ergänzt wird.
> Dies bedeute aber, dass es starke Veränderungen geben muss.
Ja. Es hat ein Kernel-Cleanup Project gegeben, dessen wesentliche
Veränderungen durchaus dazu führen können, dass ältere Beispiele
in Squeak 3.7 oder 3.8 nicht mehr funktionieren.
In Squeak 3.8 ist erstmals Unicode-Support probiert worden;
das ist sehr wünschenswert, aber im Augenblick haben wir
im Zusammenhang mit dieser Änderung Berichte über Probleme
mit FileStreams.

> Der Ansatz ist sicher richtig, aber als Baustelle ist Squeak kaum für
> Fortbildungen geeignet.
Alle Smalltalks sind Baustellen, aber Squeak hat z.Zt. eine viel
höhere Änderungsgeschwindigkeit als etwas VisualWorks oder
VisualAge. Wo es auf Stabilität ankommt und chinesische
Ideogramme nicht gebraucht werden, würde ich im Augenblick
nicht weiter gehen als bis zu Squeak 3.6 oder 3.7. Beachten Sie,
dass in 3.7 die Instanzerzeugung

   <class> new

mit impliziter Initializierung versehen wurde, was es vorher nicht gab,
das ist alleine schon ausreichend, um Inkompatibilitäten zu älterem
Code zu verursachen.

> Dann muss man vielleicht noch warten, bis es Squeak 4.0 oder 5.0 gibt.
Kommt darauf an, was man will. Ich arbeite meist mit MVC, da hat sich
seit langem nichts mehr getan. Wenn wirklich mal eine Neuerung, die
in Morphic funktioniert, in MVC einen Fehler verursacht, schicke
ich einen Fix an squeak-dev, aber im Ganzen fühle ich mich in den
Ecken von Squeak, die niemanden mehr interessieren, sehr wohl.


> Aus diesem Grund wäre ich an einem Austausch mit Kollegen interessiert.
Von mir aus gerne, obwohl ich kein Lehrer bin.
Scheuen Sie sich aber nicht, mit den größeren Problemen rund
um die Kommunikation zu squeak-dev zu gehen. Auf der Liste
haben wir viel Kompetenz und sehr viel Hilfsbereitschaft.

Gruß
Boris
http://www.bgaertner.gmxhome.de

Am 09.03.2005 um 08:48 schrieb Tammo Ricklefs:
...
> Squeak halte ich aber in anderer Hinsicht für viel wichtiger, nur da
> fangen die Probleme an. Ich kann aber noch nicht erkennen, was der
> Grund ist.
Einer der Gründe ist --- meiner Meinung nach --- dass zwar Smalltalk
eine sehr gut definierte Sprache ist, die auch im Unterricht sehr gut
einsetzbar ist, dass aber Squeak sehr unstrukturierte und schlecht
dokumentierte Ecken hat. Das macht Probleme beim unterrichtlichen
Einsatz.
...
> Hier bietet Squeak sehr viel und mit Croquet sollte es noch sehr viel
> besser werden.
Ich bin mir nicht sicher. Ich finde, Squeak muss erst einmal aufgeräumt
werden. Ich sehe nicht, dass Croquet da Vorteile bringt.

...

> Das Problem sind fehlende Anleitungen und die enthaltenen Fehler.
> Auch Squeak muss man lernen.
> Es gibt aber kaum Anleitungen, wie man die Squeak-Möglichkeiten
> richtig nutzt und es gibt noch viele Fehler. So beschäftigt sich das
> System nur noch mit sich selbst, wenn ich und den Teamwerkzeugen mit
> Listener und Badge arbeite. Klicke ich im Badge auf das "T" so bekomme
> ich eine MessageNotUnderstood MorphicUnknownEvent Fehlermeldung und
> damit kann man Squeak nur noch ausschalten. Ist dies eine Problem
> meines Schulsystems oder ein Squeak-Problem?

Das ist es! Das System ist sehr unaufgeräumt. Wenn man wirklich in den
Morphs mal was ändern will, läuft man auf erhebliche Schwierigkeiten.
Es gibt offensichtlich viel Code, der tot ist und es gibt viel
Redundanz.
...
>
> Im LK kann ich mit dem jetzigen Squeak-System gut leben, aber was ist
> mit dem sonstigen Unterricht. Dort halte ich Squeak für wichtiger.

Ich habe das System bis jetzt im LK eingesetzt, in einem Grundkurs und
führe gerade eine Programmier-AG in der 7 durch. Insbesondere letzteres
ist ein voller Erfolg (aber auch die Kurse waren nicht schlecht).
In der 7 verwende ich die Unterlagen von Stéphane Ducasse

kf